Ist Agrarökologie der nächste Schritt zur Nachhaltigkeit?
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Agrarökologie

CBD & Hanf Glossar | 28.04.2022

Für das Jahr 2050 erwarten die Vereinten Nationen etwa 9,7 Milliarden Menschen auf dem Globus. Um all diese Menschen ernähren zu können, wären 30-50% mehr Nahrungsmittel erforderlich. In der Theorie wäre das machbar - auch heute müsste theoretisch kein Mensch auf der Welt Hunger leiden. Allerdings sind die vorhandenen Lebensmittel sehr schlecht auf die Länder verteilt. Die konventionelle Landwirtschaft, wie wir sie heute kennen, wird diese Problematik langfristig nicht bewerkstelligen können. Einen innovativen Lösungsansatz für diese Problematik könnte die Agrarökologie bieten.

Agrarökologie erklärt

Das Ziel der agrarökologischen Theorie ist es, gesunde Nahrung für alle zu produzieren, dabei auf die Umwelt und das Wohl der Tiere zu achten und allen daran Beteiligten einen fairen Lohn und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu verschaffen. Im Zuge dessen müssen vor allem die Bereiche Lebensmittelproduktion, -verarbeitung und -konsum neu gedacht werden. Nachhaltig ist der Ansatz der Agrarökologie vor allem deshalb, weil die ökologischen Wechselwirkungen zwischen den Tieren, Pflanzen und Böden geschickt nutzen werden können.

Um unser gesamtes Ernährungs- und Landwirtschaftssystem ganzheitlich zu revolutionieren, bezieht das Leitbild der Agrarökologie Ansätze der traditionellen Landwirtschaft, die Wissenschaft und auch die Gesellschaft mit ein. Die Bedürfnisse von Bauern und anderen an dem Prozess beteiligten Personen werden dabei also stets berücksichtigt. Der Ansatz der Agrarökologie folgt dabei 13 Hauptprinzipien:

  1. Geschlossene Kreisläufe: die drei Betriebszweige Ackerkultur, Gemüseproduktion und Viehzucht sollen ineinandergreifen und einen geschlossenen Kreislauf ergeben
  2. Reduktion von Inputs: arbeiten ohne hoffremde Produkte (Mechanisierung, Düngen mit eigenem Kompost)
  3. Gesundheit der Böden: die Basis für jegliches Wachstum
  4. Gesundheit der Tiere: wichtig dabei sind Futter & Umgebung
  5. Biodiversität: soll erhalten oder aufgewertet werden
  6. Synergien sollen genutzt werden (Hilfsbereitschaft und Zusammenarbeit unter den Bauern)
  7. Vielfältiger Betrieb: kleinräumige, diversifizierte Betriebe mit vielen helfenden Händen
  8. Gemeinsam Wissen erarbeiten: den Austausch unter den Bauern fördern, um innovative Ideen zu erarbeiten
  9. Ernährungsgewohnheiten anpassen: die Auswahl an Produkten sollte lokalisiert und ökologisiert werden (z.B. Biostandards, weniger Fleisch)
  10. Fairness: derzeitige Machtverhältnisse müssen aufgebrochen werden, um faire Preise auf den Markt zu bringen
  11. Einbindung Produktion & Konsum: im besten Fall sollte Vebraucher auch gleichzeitig Produzent sein
  12. Natürliche Ressourcen erhalten: Vorhandenes möglichst lange nutzen, Neues nur nach den Grundsätzen des Kreislaufgedankens einbringen
  13. Partizipation: alle Beteiligten sollen mitarbeiten, mitdenken und mitentscheiden um einen angeregten Austausch zu ermöglichen

Die Verbindung von CBD/Hanf zu Agrarökologie

Jahrhundertelang galt die Hanfpflanze in Deutschland als hoch angesehene Kulturpflanze. Aufgrund der berauschenden Wirkung des Cannabinoids THC, wurde der Anbau in Deutschland jedoch zwischen 1982 und 1996 verboten. Seitdem darf Nutzhanf nur noch unter sehr strengen Auflagen und nur dann angebaut werden, wenn der Gehalt des THCs in den Blüten unter 0,2% liegt. Noch heute ist der Anbau von Cannabis daher eine Nischenkultur. Dabei hat die Pflanze einen riesigen Vorteil, denn sie ist ziemlich robust und nicht besonders anspruchsvoll, was den Anbau betrifft. Unkraut, Krankheiten und Schädlinge werden nur äußerst selten zu einem Problem. Bei beschädigten Böden kann Hanf sogar zur Regeneration beitragen. Hinzu kommt, dass fast alle Bestandteile der Pflanze komplett verwertet werden können. Für den agrarökologischen Anbau ist die Hanfpflanze demnach hervorragend geeignet.

Die Geschichte von Agrarökologie

Erstmalig verwendet wurde der Begriff Agrarökologie im Jahr 1928. Damals bezog sich das Konzept noch hauptsächlich auf Pflanzenschutz und -produktion. Im Laufe der letzten Jahrzehnte rückten vermehrt auch umweltbezogene, ökonomische, soziale und ethische Aspekte in den Vordergrund. Die ursprünglich rein wissenschaftliche Disziplin ging aus den Umweltbewegungen der 60er Jahre hervor, die sich gegen die industrielle Landwirtschaft richteten. In den 1980er Jahren wurde die Theorie der Agrarökologie erstmalig auch in die Praxis umgesetzt. Der Begriff, wie wir ihn heute verwenden, unterscheidet sich hinsichtlich drei Dimensionen: Agrarökologie als wissenschaftliche Disziplin, als soziale Bewegung und mittlerweile auch als praktische Umsetzung einer neugedachten Landwirtschaft.

Gut zu wissen über Agrarökologie

Expert:innen sind sich in Bezug auf die Leistungsfähigkeit der Agrarökologie noch nicht ganz einig. Viele halten das innovative Produktionssystem für sehr leistungsfähig und sind sich sicher, dass die neue Technik dazu in der Lage ist, genügend Nahrung für den weltweiten Bedarf zur Verfügung zu stellen. Befürworter:innen der konventionellen Landwirtschaft sind hingegen der Meinung, dass die herkömmliche Landwirtschaft durch Innovationen und Biotechnologie der Agrarökologie noch immer überlegen sei. Was jedoch zum jetzigen Zeitpunkt ganz offensichtlich ist, ist, dass die Landwirtschaft es in ihrer gegenwärtigen Form noch nicht geschafft hat, die sichere Versorgung der gesamten Menschheit zu gewährleisten. Wer weiß, wie es in den folgenden Jahren aussieht, wenn sich das Konzept der Agrarökologie immer weiter ausbreitet.