Kakao besitzt auch Cannabinoide Kakao besitzt auch Cannabinoide
CBD & Hanf - Wissen & Leben | 21.03.2022

Cannabinoide nur in Cannabis? Das stimmt nicht!

Cannabinoide sind das, was die Cannabispflanze so einzigartig machen. Die bekanntesten unter den über 150 verschiedenen Cannabinoiden sind THC und CBD. Aber was genau macht sie so besonders? 

Die Cannabinoide der Hanfpflanze haben die Eigenschaft, dass sie mit unserem körpereigenen Endocannabinoid-System interagieren können. Dies kann bei der Anwendung je nach Wirkstoff einige Effekte mit sich bringen. Während THC beispielsweise einen berauschenden Effekt haben kann, wird CBD häufig eingesetzt, um Entspannung und Wohlbefinden herbeizuführen. 

Interessanterweise sind Cannabinoide allerdings nicht ausschließlich in der Hanfpflanze auffindbar. Es stellte sich heraus, dass sie auch in anderen Pflanzen- und verschiedenen Pilzarten gebildet werden.

Unsere Top 9 Pflanzen, die auch Cannabinoide enthalten

Mittlerweile ist bereits über einige Pflanzen- und Pilzarten bekannt, dass sie cannabinoidähnliche Substanzen, oder auch tatsächliche Cannabinoide beinhalten oder produzieren können. Einige davon finden wir sogar in unserem eigenen Haushalt wieder. Wir möchten Dir im Folgenden 9 solcher Pflanzen- und Pilzarten vorstellen.

1. Der Kakaobaum

Schokolade, wie wir sie heute aus dem Supermarkt kennen, wird bekanntlich aus den getrockneten und fermentierten Samen von Kakaofruchtschoten gewonnen. Am häufigsten sind Kakaobäume im Amazonasgebiet und in einigen Regionen Afrikas anzufinden. Bereits 400-900 Jahre n. Chr. machten sich die Mayas die Kakaobohnen zunutze und stellten daraus kakaohaltige Getränke her, die vor allem bei spirituellen Zeremonien eine Rolle spielten. Heute ist Schokolade wohl die beliebteste Süßigkeit überhaupt. Dies liegt allerdings nicht nur an dem süßen und einzigartigen Geschmack. Vielleicht ist dir schon einmal aufgefallen, dass beim Verzehr von Schokolade Glücksgefühle aufkommen. Aber woran liegt das? Neben dem Zucker als Ursache dafür wird vermutet, dass Schokolade das Endocannabinoid Anandamid enthält. Ein Anstieg des Anandamid-Spiegels soll somit wie bei einem “Runner’s High” ein Euphoriegefühl beim Konsumenten herbeiführen.

2. Die Parakresse oder auch Jambú

Parakresse hat den merkwürdigen Effekt, dass sie beim Verzehr einen kleinen Stromstoß im Mund und somit ein Kribbeln auf der Zunge auslöst. Indigene Völker Südamerikas nutzten diesen speziellen Effekt der Jambú Pflanze bereits sehr früh, um Zahnschmerzen zu lindern. Eindeutige Studien für schmerzlindernde Fähigkeiten gibt es allerdings noch nicht. Stattdessen konnten Forscher allerdings belegen, dass die Jambúpflanze den Wirkstoff Spilanthol produziert, welcher mit unserem körpereigenen CB2-Rezeptoren interagieren kann. Diese Rezeptoren kommen hauptsächlich in unserem Immunsystem vor. Die Bindung scheint nicht besonders effektiv zu sein, weist aber dennoch eine gewisse Affinität auf. Inwiefern der Stoff menschliche Schmerzrezeptoren blockieren könnte, ist allerdings noch nicht ausreichend geklärt.

3. Das Lebermoos

Lebermoos ist eine in Neuseeland beheimatete Pflanze, die zu der Familie der Bryophyten gehört. Was das Lebermoos so besonders macht, ist, dass es Wasser und Nährstoffe ausschließlich über die Luft aufnimmt, da es keine Wurzeln besitzt. Darüber hinaus soll Lebermoos Gene enthalten, die an dem Prozess der Biosynthese von Cannabinoiden beteiligt sein sollen. In einigen Untersuchungen konnte in der Pflanze ein psychoaktives Molekül entdeckt werden, welches unter dem Namen Perrottetinen (PET) bekannt ist. Es soll ähnliche Effekte wie THC aufweisen, weshalb es in den Vereinigten Staaten aufgrund seiner Legalität einen regelrechten Boom im Onlinehandel erlebte.

4. Der Sonnenhut

Der Begriff Sonnenhut ist den meisten vermutlich bekannt. In der Wissenschaft trägt die Pflanze den Namen Echinacea. Der Sonnenhut ist Teil der Pflanzengattung der Korbblütler und stammt ursprünglich aus Nordamerika. Die wichtigsten Wirkstoffe der Pflanze werden als Alkamide bezeichnet. In ihren chemischen Strukturen ähneln sie sehr den im menschlichen Körper vorkommenden Endocannabinoiden Andamid und 2-AG, welche laut frühen Studien vor allem mit dem Cannabinoid-Rezeptor 1 und Cannabinoid-Rezeptor 2 des Körpers interagieren können. Heute wird der Wirkstoff der Pflanze vor allem in Tees, Tinkturen und Kapseln verarbeitet.

5. Der schwarze Pfeffer

Schwarzen Pfeffer findet man vermutlich in jedem Gewürzschrank. Mit seiner scharfen Note verleiht schwarzer Pfeffer so ziemlich jedem Gericht das gewisse Extra. Zu diesem gewissen Extra zählen allerdings nicht nur der Schärfe-Kick, sondern tatsächlich auch Cannabinoide. Schwarzer Pfeffer enthält nämlich den Wirkstoff Beta-Baryophyllen, was Cannabinoid und Terpen zugleich ist. Darüber hinaus ist Beta-Baryophyllen das am häufigsten vorkommende Terpen in der Cannabispflanze. Im Körper interagiert es vor allem mit dem Cannabinoid-Rezeptor 2. Ein weiterer bedeutender Wirkstoff, der in schwarzem Pfeffer enthalten ist, ist ein Molekül namens Guineensin. Dieses Molekül besitzt nämlich die Eigenschaft, den Endocannabinoid-Spiegel zu beeinflussen. Der Abbau von Anandamid, dem sogenannten “Glücksmolekül”, kann dadurch gehemmt werden.

6. Der schwarze Trüffel

Ähnlich wie Kakao oder schwarzer Pfeffer, zeichnen sich die über 150 Millionen Jahre alten schwarzen Trüffel dadurch aus, dass sie das “Glücksmolekül” Anandamid produzieren und somit in der Lage sind, an CB1-Rezeptoren zu binden. Sowohl das körperliche als auch das geistige Wohlbefinden sollen dadurch angeblich gesteigert werden können. Kleiner Funfact: die Pilze sind nicht ganz billig in der Anschaffung. Für einen Kilo schwarzer Trüffel zahlt man rund 1.500€.

7. Die Kava Pflanze

Solltest du jemals Urlaub auf einer pazifischen Insel wie Fidschi oder Vanuatu gemacht haben, könnte Kava dir bereits ein Begriff sein. In vielen indigenen Völkern ist Kava nämlich ein lokaler Drink, welcher für Außenstehende häufig erstmal faul schmeckt. Bekannt ist der Hauptwirkstoff der Pflanze für seinen psychedelischen und betäubenden Effekt auf den Körper. Die Chemikalien der Pflanze können - genauso wie THC - mit dem körpereigenen CB1-Rezeptor interagieren. Dies kann Euphorie- und Entspannungsgefühle zufolge haben. Zurzeit wird in Studien die genauere Auswirkung dieser Wirkstoffe auf psychische Krankheiten erforscht.

8. Der Hopfen

Der Hopfen ist die Pflanze, dessen Extrakt am Ende des Herstellungsprozesses von Bier hinzugegeben wird, um dem Kultgetränk einen hopfigen Geschmack zu verleihen. Aber was hat Hopfen mit Cannabinoiden zu tun? Nun ja, Hopfen und Cannabis sind so etwas wie genetische Cousins, denn beide Pflanzenarten gehören zur Familie der Cannabaceae. Zudem sind beide dazu in der Lage, hohe Mengen an aromatischen Terpenen zu produzieren. Traditionelle Cannabinoide lassen sich in Hopfen zwar nicht feststellen, dafür produziert die Pflanze jedoch gemeinsam mit anderen Terpenen, die auch in Cannabis vorkommen, sogenannte ß-Caryophyllen, welche mit den CB2-Rezeptoren des Körpers interagieren können.

9. Der Teestrauch

Tee gibt es in zahlreichen Geschmacksrichtungen. Von süß bis bitter ist für jeden etwas dabei. Neben dem leckeren Geschmack ist Tee aufgrund seines Teeinanteils so beliebt. Die verschiedenen Kräuter sollen außerdem positive Effekte auf das körperliche Wohlbefinden haben. Eines der wichtigsten Bestandteile des Teestrauches sind die sogenannten Catechine, denn diese Moleküle haben unter anderem die Eigenschaft, mit den ECS-Rezeptoren des menschlichen Körpers zu interagieren, wodurch angeblich das zentrale Nervensystem beeinflusst werden könne.

Aber was bedeutet es, wenn eine Pflanze Cannabinoide enthält?

Wie du gerade erfahren hast, sind Cannabinoide neben der Cannabispflanze noch in vielen weiteren Pflanzen zu finden. Der Frage, ob und inwiefern Cannabinoide Einfluss auf unseren Organismus haben könnten, wird seit Jahren nachgegangen.

Aber was bringt es den Pflanzen eigentlich, Cannabinoide zu produzieren? Ganz einfach: Die Pflanzen produzieren Cannabinoide in erster Linie, um sich selbst zu schützen. Sie gehören einer chemischen Kategorie an, die als “sekundäre Metaboliten” bezeichnet wird. Während Primärmetaboliten die Struktur, das Wachstum und die Fortpflanzung einer Pflanze beeinflussen, werden Sekundärmetaboliten produziert, um Schädlinge abzuwehren und den Organismus vor UV-Strahlen zu schützen.

Jedes Jahr erfahren wir mehr über Cannabinoide, ihr Vorkommen und ihre Nutzbarkeit. Nichtsdestotrotz müssen wir bedenken, dass die Forschung hinsichtlich vieler Fragen noch in den Kinderschuhen steckt.

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von Fenja
Lesedauer: 6 min