Eine brandneue Studie, die auf dem Wissenschaftsportal Science Advances veröffentlicht wurde, zeigt, dass das Wirkpotenzial von Cannabinoiden gegen das SARS-CoV-2 Virus um einiges größer zu sein scheint, als bislang vermutet wurde. Bisherige Forschungsergebnisse hatten sich in erster Linie auf Cannabigerolsäure (CBGA) sowie Cannabidiolinsäure (CBDA) konzentriert. Die neuesten Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass “hochreines CBD” die “Replikation von SARS-CoV-2 in menschlichen Lungenepithelzellen” deutlich hemme.
Dies sei sowohl bei der Alpha- und Beta- als auch bei der Delta-Variante der Fall. Des Weiteren gäbe es Hinweise darauf, dass Cannabidiol prinzipiell gegen “virale Varianten mit mutierten Spike-Proteinen wirksam” - und sowohl präventiv als auch nach erfolgter Infektion effektiv sei. Untersuchungen an menschlichen Patient:innen aus der “National COVID Collaborative” hatten indes gezeigt, dass Cannabidiol (100 mg/ml orale Lösung gemäß den medizinischen Aufzeichnungen) Infektionen erfolgreich zu verhindern scheint.
Die Forschenden stellten zudem - wie auch in vielen Studien zuvor - fest, dass CBD kaum Nebenwirkungen aufweist und gut vertragen wurde. Auch, wenn noch weitere Studien nötig sein werden, um diese Ergebnisse zu untermauern, klingen die bisherigen Resultate durchaus vielversprechend. Wir bleiben auf jeden Fall dran!
Unter all den Versuchen, gegen das Virus anzukämpfen, haben einige Forschende analysiert, ob Cannabis einen positiven Einfluss auf eine Corona Infektion und deren Symptome haben könnte.
Glücklicherweise erleben die meisten Covid-Infizierten einen relativ milden Krankheitsverlauf. Nichtsdestotrotz gibt es auf der anderen Seite zahlreiche Erkrankte, die intensivmedizinisch behandelt – und im schlimmsten Fall sogar beatmet werden müssen. Dazu kommt es vor allem dann, wenn durch die Infektion eine extreme Entzündungsreaktion in der Lunge ausgelöst wird, ein sogenannter “Zytokinsturm”. Eine solch schwerwiegende Entzündung kann dazu führen, dass die Lunge ihrer üblichen Aufgabe, der Aufnahme von Sauerstoff aus dem Blut und der Abgabe von Kohlendioxid an das Blut, nur noch unzureichend oder gar nicht mehr nachkommen kann. Einigen Wissenschaftlern zufolge könnte Cannabis in solch einer Situation hilfreich sein.
Im September 2020 konnte eine Studie der Augusta University of Georgia (USA) feststellen, dass Cannabis die schweren Zytokinstürme deutlich abschwächen und somit eine langfristige Lungenschädigung reduzieren können. Zudem könne es laut den Forschungen nicht nur die Entzündung reduzieren, sondern auch die Heilung der Lunge unterstützen. Diese Erkenntnisse konnten zu dem Zeitpunkt allerdings vorerst nur bei Krankheitsverläufen von Mäusen festgestellt werden.
Eine aktuelle Studie der Oregon State University bringt neue spannende Erkenntnisse mit sich.
Die Forschenden der Oregon State University konnten anhand ihrer Studie belegen, dass gewisse Cannabinoide die Fähigkeit aufweisen, das Virus SARS-CoV-2 daran zu hindern, in die menschliche Zelle einzudringen. Hierbei handelt es sich vor allem um zwei Cannabinoidsäuren: die Cannabigerolsäure (CBGA) und die Cannabidiolinsäure (CBDA). Diese sind in Hanf reichlich vorhanden. Die zwei Cannabinoidsäuren haben den Vorteil, dass sie sich an das SARS-CoV-2-Spike-Protein binden können. Das bedeutet wiederum, dass die Spike-Proteine nicht dazu in der Lage sind, sich an das Enzym ACE2 zu binden. Dieses Enzym ist vor allem auf der äußeren Membran von Endothelzellen in der Lunge und anderen Organen vorhanden. Das Virus wird somit daran gehindert, in die Zellen einzudringen und eine Infektion zu verursachen. Diese neuen Erkenntnisse könnten somit möglicherweise neue Wege eröffnen, um Covid-19 vorzubeugen und die Behandlung zu unterstützen.
Die Ergebnisse der neuesten Studien besagen außerdem, dass die Cannabinoide gleichermaßen wirksam gegen Varianten von SARS-CoV-2 sind, einschließlich die Alpha- und die Beta-Variante. Resistente Varianten könnten sich zwar trotz des Einsatzes von Cannabinoiden verbreiten, jedoch würde die Kombination aus der Impfung und der CBDA/CBGA-Behandlung schwerwiegende Krankheitsverläufe mildern bzw. verhindern.
Was jedoch auch bei der aktuellen Studie zu beachten ist, ist dass es sich um eine vitro-Studie handelt. Sie wurde also noch nicht an Menschen oder Tieren durchgeführt. Stattdessen wird bei solchen Studien lediglich Gewebe entnommen, welches dann in Reagenzgläsern kultiviert und bearbeitet wird. Dennoch bilden die Ergebnisse der Studie einen wichtigen ersten Schritt zum Verständnis des wissenschaftlichen Potenzials von Hanfverbindungen, die möglicherweise die Infektion durch SARS-CoV-2, beeinflussen können.
Quellen: